Lina-Muders-Preis in Wetzlar verliehen

Ernst Richter ist mit dem Lina-Muders-Preis ausgezeichnet worden. Der frühere DGB-Kreisvorsitzende wurde damit für sein demokratisches und zivilgesellschaftliches Engagement geehrt. Ernst Richter ist Vorsitzender des Vereins "Wetzlar erinnert" und Sprecher des Bündnisses "Wetzlar Bundt statt Braun". Hier geht es zur Bildergalerie der Preisverleihung...

Zum achten Mal hat die Wetzlarer SPD in diesem Jahr den Lina-Muders-Preis verliehen. Ausgezeichnet wurde Ernst Richter für seinen unermüdlichen Einsatz für das Erinnern, gegen das Vergessen und das unablässige Eintreten für die Werte unserer freiheitlichen, demokratischen und solidarischen Gesellschaft.

 

Der sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten Dagmar Schmidt war es vorbehalten, im Lina-Muders-Saal der Wohnanalage in der Wetzlarer Brettschneider-Straße die Laudatio auf den 64jährigen Gewerkschafter und Vorsitzenden des „Vereins Wetzlar erinnert“ sowie Sprecher des Bündnisses „Bunt statt Braun“ zu halten.

 

Dagmar Schmidt rief in Erinnerung, dass unter Richters Regie bereits mehr als 1400 Menschen den „Weg der Erinnerung“ genannten historischen Stadtrundgang mit Stationen aus Wetzlars „brauner Zeit“ unternommen haben. Der Ausgezeichnete habe in  „Erzählcafés“ Zeitzeugen zu Wort kommen lassen, antifaschistische Schulprojekte („Menschenbilder“) begleitet und Proteste gegen Neonazi-Aufzüge in der Stadt initiiert.

 

 „Ich empfinde es als ein Geschenk, in Frieden und Freiheit aufgewachsen zu sein. Menschen wie Ernst Richter schreiten ein, wenn der Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes und Minderheitenrechte von rechts attackiert werden“, lobte Schmidt.

 

Und Menschen wie Ernst Richter gehören immer wieder ermuntert und in das öffentliche Bewusstsein gerückt, denn sie verteidigen die Freiheit, die es am Ende auch den Gegner einer pluralen Gesellschaft erst ermöglicht, sich mit ihren abseitigen Meinungen zu Wort zu melden.

 

Der Vorsitzende des Stadtverbandes der Wetzlarer SPD, Manfred Wagner, erinnerte an die Namensgeberin des Preises. Lina Muders, die Arbeiterfrau aus der Wetzlarer Neustadt, war 1919 in die SPD eingetreten, engagierte sich später gemeinsam mit Willy Knothe, der zur damaligen Zeit Parteisekretär der SPD in Wetzlar war, im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Knothe, aber auch Lina Muders wurden für ihre unbeugsame Haltung, ihren aufrechten Gang, inhaftiert und saßen im Gefängnis. Knothe entging nur durch seine Flucht aus dem Frankfurter Polizeigefängnis seiner Liquidation.

 

Während Willy Knothe nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Landes- und stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, aber auch Bundestags-und Landtagsabgeordneter war, leistete Lina Muders in ihrer Heimatstadt Wetzlar ihren Beitrag zum Wiederaufbau eines demokratischen Gemeinwesens. Die Mitbegründerin der Wetzlarer Arbeiterwohlfahrt engagierte sich insbesondere als Abgeordnete des Wetzlarer Kreistages und als stellvertretende Vorsitzende der Wetzlarer AWO.

Diejenigen, die Opfer des Nationalsozialismus wurden, die sich gegen das menschenverachtende, mörderische Regime stellten, haben uns den Staat vermacht, in dem wir heute leben dürfen, so Wagner. Dieses Vermächtnis gilt es zu bewahren. Es ist Aufbäumen und Widerspruch gefragt, wenn Ewiggestrige mit dumpfen Parolen und unbrauchbaren Stimmung machen. Wir leben in einer wehrhaften Demokratie. Sie fordert nicht nur die Organe des Staates, sondern jeden einzelnen, sich einzumischen, wenn die Werte der Demokratie in Gefahr geraten, beschädigt zu werden. Die Demokratie wird nicht auf dem Sofa verteidigt, so Wagner.

 

Sandra Ihne-Könecke, die Vorsitzende der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion, hatte mit ihren Begrüßungsworten in den Abend eingeführt. Sie griff mit ihren Schlussworten auch das von Richter in seine Dankesworte einbezogene Zitat von Erich Kästner auf: „Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Mann muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf.“

 

Mit dem Lina-Muders-Preis wolle die SPD dazu ermuntern, rollende Schneebälle zu zertreten, die Zivilcourage zum Widerspruch bestärken, damit unsere Gesellschaftsordnung eine freiheitliche bleibt.

 

Eindrucksvoll umrahmt wurde die Preisverleihung auch in diesem Jahr wieder von Julia Pritz (Harfe). 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0